Die Kuppel
Die Barockzeit in Deutschland zu Beginn des 18. Jahrhunderts stellt eine Blütezeit der Dacheindeckungen mit Kupfer dar.
Auch in Weingarten entschied man sich Türme und Kuppel mit Kupfer zu decken.
Das Kuppeldach der Basilika ist die größte noch erhaltene Kupferdeckung geschlagener, geschmiedeter Bleche überhaupt und stellt deshalb einen außergewöhnlichen Schatz und ein wichtiges Dokument historischer Blechbearbeitung dar.
Ungefähr 80% der originalen Eindeckung sind noch erhalten.
Konstruktion:
Die Kuppel der Basilika in Weingarten besteht aus einer mit Backsteinen gemauerten Innenschale und einer auf Holzspanten angebrachten Holzschalung die die kupferne Außenhülle trägt. Es entstand ein belüfteter begehbarer Zwischenraum.
Mitverantwortlich für die lange Lebensdauer der Kupferdeckung ist das kleine Format der einzelnen Blechkassetten die mit liegenden Doppelfalzen miteinander verbunden wurden, einer Falztechnik, die bis in die heutige Zeit hinein den Stand der Technik darstellt. Jeder dieser Falze bietet die Möglichkeit die Wärmebedingte Längenänderung des Kupfers aufzunehmen. Heute sind die meisten Schäden in den Reparaturen der Vergangenheit zu finden.
Die Reparaturmaßnahmen der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte nahmen keine Rücksicht auf die vorgegebenen Raster des originalen Falzverlaufs, es wurden Reparaturflicken falzübergreifend aufgenietet und verlötet, es entstanden große starre Blechflächen in denen sich nun wieder Spannungs- und Flatterrisse bildeten.
Der Schadensprozess durch die Zunahme von Bewegung aus Wärmedehnung und Wind wurde noch entscheidend durch den Umstand gefördert, dass bei den vorausgegangenen Reparaturmaßnahmen die Holzschalung im Reparaturbereich ersatzlos gestrichen wurde. Blechflächen bis zu einer Größe von 10 qm lagen lose, von innen frei sichtbar nur auf den Holzspanten des Dachstuhls auf.
Das Restaurierungskonzept sah vor, die zusammengeketteten Blechflächen wieder zu lösen, die Längs- und Querfalze sollten wieder rekonstruiert werden. Kleinere Löcher und Risse wurden verlötet, lose Dachflächen erneut fixiert. Außerdem wurden im Traufbereich des Kuppeldachs Dehnungsmöglichkeiten entlang der großen Wulst, die dem Umfang entsprechend eine 65m lange starre Nietverbindung darstellt, geschaffen.
Für die Rekonstruierung des originalen Falzverlaufs war es notwendig alle Falzübergreifende Reparaturbleche auszubauen, die Falzverbindungen der historischen Dachdeckung im Anschlussbereich der neu einzusetzenden Teile zu öffnen, hochzubiegen und aufzufalten, was jedoch ohne Wärmezufuhr zu einem Bruch der Kantungen führt. Die Bleche wurden rotglühend auf ca.700 Grad erwärmt, was mit besonderer Sorgfalt hinsichtlich des Brandschutz zu geschehen hat, da die Blechdeckung direkt auf der 300 jährigen, staubtrockenen Holzschalung aufliegt. Durch das Erwärmen verändert sich das Materialgefüge des Kupfers so positiv, dass Falzarbeiten wieder möglich werden.
Das 35qm große Dach der Laterne war so stark geschädigt, dass größtenteils Neubleche in die historische Deckung eingesetzt werden mussten. Zur konstruktiven Verbesserung des in sich abgeschlossenen Luftraumes des Laternendachs wurde eine Möglichkeit zur Be-und Entlüftung geschaffen. Die Neubleche wurden anschließend patiniert.
Der Eingriff in die historische Substanz wurde immer so gering als möglich gehalten, selten wurden ganze Blechkassetten ausgetauscht. Die Reparatur besteht nun aus einer Kombination aus Lötarbeit, dem Anschluss an die historische Blechdeckung innerhalb einer Blechkassette,
und einer Falzarbeit, die den Anschluss zwischen den einzelnen Blechkassetten bildet.











