Die Turmhelmeindeckung von Aldersbach

Die Turmhelmeindeckung von Aldersbach

Die Barockzeit, in Deutschland zu Beginn des 18. Jahrhunderts, stellt eine Blütezeit der Dacheindeckungen mit Kupfer dar.

Auch in Aldersbach entschied man sich dazu, den Turmhelm mit Kupfer einzudecken.

Die Blecheindeckung der ehemaligen Zisterzienserabteikirche besteht größtenteils noch aus der bauzeitlichen Kupferdeckung von 1755. Hierbei handelt sich um geschlagene, geschmiedete Bleche.  Deshalb stellt das Kupferdach von Aldersbach einen außergewöhnlichen Schatz und ein wichtiges Dokument historischer Blechbearbeitung dar. Schmückendes Beiwerk sind die zum Teil noch erhaltenen ornamentalen Vergoldungen. Ungefähr 80% der originalen Eindeckung sind noch erhalten.

Für die Sanierung des Turmhelmes wurde dieser in 2 Teile zersägt und mit einem Kran nach unten transportiert. Die Turmelemente wurden eingerüstet und eingehaust, damit Arbeiten witterungsunabhängig ausgeführt werden konnten.

Schäden an der Blecheindeckung und die ausgeführten Reparaturen 

  1. Fehlende Befestigung 

Lose Blechflächen wurden wieder befestigt. In Bereichen mit bauzeitlicher Holzschalung wurden lose Blechflächen nachbefestigt.   Hierzu war es notwendig, die doppelt gefalzte, umgelegten Falze hochzukanten und aufzufalten, was jedoch ohne Wärmezufuhr zu einem Bruch der Aufkantungen führt. Die Bleche wurden rotglühend auf ca.700 Grad erwärmt, was mit besonderer Sorgfalt hinsichtlich des Brandschutzes zu geschehen hat, da die Blechdeckung direkt auf der 300jährigen, staubtrockenen Holzschalung aufliegt. Durch das Erwärmen verändert sich das Materialgefüge des Kupfers so positiv, dass Falzarbeiten wieder möglich werden. Zwischen den Falzaufkantungen der einzelnen Kassetten wurden Schlitze mit einem Feinwerkzeug durch die Schalung hindurch hergestellt. Neue Blechstreifen wurden anschließend durch die so entstandenen Schlitze in den Dachinnenraum durchgefädelt, die Doppelfalze wurden wieder geschlossen und umgelegt. Von der Dachinnenseite wurden die Blechstreifen anschließend umgelegt und befestigt. 

In Dachbereichen mit geschädigter Holzschalung haben wir die Bretterschalung vorsichtig ausgebaut. Die Haften wurden hierbei gelöst und geradegebogen. Mit Kupferblechstreifen wurden die bauzeitlichen Haften verlängert und anschließend durch die mit Schlitzen versehenen neuen Holzschalung durchgefädelt, umgebogen und befestigt.

  1. Falzübergreifende Altreparaturen

Für die Rekonstruierung des originalen Falzverlaufs war es notwendig, alle falzübergreifende Reparaturbleche auszubauen, die Falzverbindungen der historischen Dachdeckung im Anschlussbereich der neu einzusetzenden Teile zu öffnen, hochzubiegen und aufzufalten, was jedoch ohne Wärmezufuhr zu einem Bruch der Kantungen führt. Diese Art der Reparatur beschreibt die I-Nähte, T-Nähte und X-Nähte. Die Reparatur besteht nun aus einer Kombination aus Lötarbeit, dem Anschluss an die historische Blechdeckung innerhalb einer Blechkassette und einer Falzarbeit, die den Anschluss zwischen den einzelnen Blechkassetten bildet.

  1. Bauzeitliche Mängel 

Entlang der Aufkantungen zwischen der großen Glockenform und der konvex geformten Dachfläche wurden im fast waagrechten Bereich Bleche bauzeitlich nur überlappend ohne Falzverbindung eingebaut. Hier kam es zu erheblichem Wassereintritt. Die überlappten Verbindungen wurden ausgebaut, es wurden liegende Doppelstehfalze eingebaut.

Entlang der Aufkantungen zu den Lisenen wurden die bauzeitlichen, liegenden Doppelstehfalze abgeschnitten, die Bleche wurden anschließend ohne Falz hochgekantet, die großen Löcher wurden mit Reparaturflicken übernagelt.

Hier wurden die schadhaften Bleche ausgebaut, Querfalze wurden rekonstruiert, I-,T- und X-Nähte wurden hier eingebaut.

  1. Schäden durch das Zersägen des Turmhelms 

Die Bleche im Übergangsbereich von Laterne zum unteren Teil des Turmdachs waren zu Beginn unserer Arbeiten nicht mehr vorhanden. Über diese Bleche liegen keine Dokumentationsunterlagen vor. Große Schäden waren am unteren Rand des Laternendachs vorhanden. Reparaturen, bestehend aus I-,T- und X-Nähte wurden hier ausgeführt. Am unteren Randbereich wurde ein neuer Doppelstehfalz ausgebildet. Die Verbindung vom Turmoberteil zum Turmunterteil bilden stark konkav geformte Bleche, die zueinander mit Doppelstehfalzen verbunden wurden. Der obere Abschluss des unteren Turmdachs erhielt ein durchgehendes Einhängeblech, in das die Neubleche eingefalzt wurden. In den vorbereiteten Falz der Laterne wurden die Neubleche doppelt eingefalzt.

  1. Risse und Löcher 

Risse und Löcher in der Blecheindeckung wurden mit aufgelöteten Reparaturblechen versehen. Mit Silikon aufgeklebte Altreparaturen wurden entfernt und mit aufgelöteten Reparaturblechen versehen. Im Bereich der Lötnaht wurden die bauzeitlichen Bleche blank geschliffen. 

Lötverbindungen: Sämtliche Lötverbindungen wurden im Weichlötverfahren ausgeführt.

f.      Traufsanierung 

Es wurde entlang der gesamten Traufe ein neues Vorstoßblech eingebaut, das das Auftreiben von Wasser verhindert. Die neuen Vorstoßbleche gewährleisten eine sturmsichere Befestigung der Turmhelmeindeckung im Traufbereich. 

Traufblech aus Kupfer, an geraden Seiten 2-teilig, entlang der Zifferblätter 3-teilig. 

g.       Sturmschaden der Vergangenheit

Die neu eingedeckten Blechflächen der Vergangenheit wurden ausgebaut. Entsprechend dem bauzeitlichen Bestand haben wir Neubleche eingebaut, der originale Falzverlauf wurde rekonstruiert.